Dienstag, 20:45 Uhr, Fluchtlicht in unserer Schüssel und die Champions League Hymne erklingt. Was zunächst wie ein Traum klingt, ist in Leipzig mittlerweile Realität geworden. Mitten im Herzen unserer Stadt wird auf höchsten europäischen Niveau Fußball gespielt, und große Teile Europas blicken auf die Heldenstadt.

Damit diese ganze Atmosphäre um Europapokalnächte auch weiterhin in Leipzig an jeder Ecke zu spüren ist, sollte nun bestenfalls der erste Dreier in der Champions  League eingefahren werden. Vom Prinzip her ganz einfach, denn für das Ziel „Überwintern“ in der Königsklasse sollten möglichst zu Hause die nötigen Punkte gesammelt werden, wie unser Chefcoach Hasenhüttl feststellt und damit den Fokus klar auf einen Heimdreier legt. Wäre da nur nicht der FC Porto, eine Mannschaft, die zu den Topteams in Europa zählt und aktuell auch die portugiesische Premium-Liga anführt. Zur Begrüßung unserer Gäste erklingt die Hymne vom FC Porto.

Für unsere Jungs geht es darum, an die starken Leistungen vom Spiel in Dortmund anzuknüpfen, wenn auch hoffentlich mit weniger Nervenkitzel. Doch bevor das Spiel beginnt und von den Rängen lautstarke Unterstützung ertönt, gibt es eine Schweigeminute für die Opfer der verheerenden Waldbrände in Portugal, RBL in Gedenken stark mit dem FC Porto verbunden. Nach der Schweigeminute ist die Unterstützung der Mannschaft durch die Fans extrem. Ein Feuerwerk, genau wie die Offensive von RBL. In den ersten Minuten hat Leipzig die Portugiesen fest im Griff und wir können uns in der gegnerischen Hälfte festsetzen. Erste Angriffsbemühungen durch Forsberg oder Sabitzer können leider noch nicht in Zählbares umgemünzt werden. Umso besser, als sich Leipzig in der 8. Minute durch Willi Orban mit dem frühen Führungstreffer belohnt. Einen Schuss von Bruma kann der portugiesische Torwart nicht parieren und lässt ihn abprallen. Der goldrichtig stehende Willi Orban muss nur noch mit Wucht ins Netz hauen.

1:0 für uns. Na, das läuft doch gut, denken sich viele der 41.496 Zuschauer, womit zum zweiten Mal alle Plätze im Heimbereich der Red Bull Arena zu einem Champions League Spiel belegt ist. Doch eine Mannschaft wie den FC Porto sollte man auf diesem Niveau nicht sofort unter den Teppich kehren. In der 18. Minute sehen die Gäste zum ersten Mal Peter Gulasci aus nächster Nähe und prompt fällt der Ausgleich. Chancenverwertung? 100%! Für den betriebenen Aufwand seitens RBL ist das zwischenzeitliche Ergebnis natürlich alles andere als zufriedenstellend. Aber Leipzig zeigt sich nicht beeindruckt von dem Gegentreffer, spielt weiterhin zielstrebig nach vorne und beschäftigt die Abwehr von Porto ordentlich. In der 38. Spielminute kann der Schwede mit der 10 (Emil Forsberg) die Überlegenheit auch in Tore ummünzen. 2:1, nachdem Emil nach schöner Vorarbeit mit Sabitzer aus zentraler Position das Ding nur noch in die Maschen hämmern muss.

Erster Gedanke nach der erneuten Führung? Hoffentlich können wir diesen Vorsprung erstmal mit in die Halbzeit nehmen! Aber denkste! Nur 3 Minuten später kann unser französischer Neuzugang Augustin nach einem Fehlpass in der portugiesischen Abwehr die Gunst der Stunde nutzen und erhöht für den RBL auf 3:1. Na, das sieht doch schon besser aus, wäre da nicht Marcano von Porto, der in der 44. Minute noch den Anschlusstreffer für die Portugiesen erzielen kann, gefühlt mit der zweiten oder dritten Torannäherung. Die Chancenverwertung bei den Portugiesen ist nahezu perfekt. Egal, wir führen und es ist Halbzeit. Hasenhüttl wird seine Jungs nochmal einschwören und hoffentlich brennt nichts mehr an.

Nach der Pause versucht Porto, den Druck zu erhöhen, um doch noch Zählbares mitnehmen zu können. Dieser Druck lässt aber auch kurz darauf wieder nach und unsere Mannschaft lässt den Ball laufen. Hauptsache, hinten brennt nichts mehr an. Die Roten Bullen lassen es jetzt etwas ruhiger angehen. In der 62. Minute muss eigentlich das 4:2 fallen, was der „Genickschuss“ für die Portugiesen wäre. Bruma schießt auf das Tor, und obwohl der Keeper von Porto noch mit den Fingern drankommt, rollt der Ball in Richtung Torlinie. Im letzten Moment kann ein Portugiese klären. Somit bleibt es bei der knappen Führung, und die Fans auf den Rängen müssen nochmal zittern. Die Nervosität steigt. Die Folge sind Fehlpässe unserer Jungs, welche die Portugiesen trotz aussichtsreicher Chancen nicht nutzen können.

Nach drei Wochen kommt es im heimischen Stadion noch zum Comeback. In der 75. Minute kommt Timo Werner für den stark aufgespielten Bruma. Timo Werner kann noch einmal ein bisschen für Wirbel in der Offensive sorgen, es bleibt aber bei dem knappen 3:2, das RBL clever über die Zeit bringen konnte.

Damit ist etwas Historisches passiert: RB Leipzig holt die ersten Punkte in der Königsklasse der Vereinsgeschichte. Die Roten Bullen haben nun 4 Punkte gesammelt, was als Neuling schon eine Marke ist. Durch das Parallelspiel zwischen Monaco und Besiktas (Endergebnis 1:2) schiebt sich RBL auf Platz 2 in unserer Gruppe vor. Damit haben wir jetzt das Erreichen der K.O.-Phase selbst in der Hand. Vorteil Leipzig? Während wir schon im Istanbuler Hexenkessel gespielt haben, müssen unsere direkten Konkurrenten um den 2. Platz allesamt noch in Istanbul spielen, bekanntlich ist das ja nicht so einfach dort.

Durch diesen Sieg konnten wir unsere gute Serie mit Siegen fortsetzen und wer weiß, vielleicht sind wir schon mitten drin in den Oktoberfestspielen und können auch Bayern München sowohl zu Hause im DFB-Pokal als auch auswärts in der Liga ein Bein stellen. Zuzutrauen wäre es der Mannschaft auf alle Fälle…

Am 1. November geht es dann weiter in der Champions League, wenn unsere Roten Bullen zum FC Porto reisen und dort hoffentlich die nächsten Punkte in der Königsklasse einfahren. Aber Achtung: PORTO und nicht BORDEAUX!