Wenn andere gemütlich den dritten Adventssonntag auf der Couch verbringen, gehen andere zum letzten Mal im Jahr 2017 ins Stadion, um unsere rot-weißen Bullen nach vorne zu peitschen. Mitten in der Vorweihnachtszeit ist das Stadion mit mehr als 36.000 Fans gut gefüllt, eine tolle Kulisse für den Abschluss eines grandiosen Jahres aus RBL-Sicht. Wir sind heute mit einem Hertha-Fan in unseren Reihen unterwegs und freuen uns auf ein gutes Spiel.

Zum letzten Mal in diesem Jahr die Schals in die Höhe, zum letzten Mal die Hymne und die Mannschaftsaufstellung, nicht jedoch ohne eine Überraschung zu verkünden. Der in der Bundesliga immer mehr erstarkte Peter Gulasci verlängert vorzeitig seinen laufenden Vertrag bis 2022.

Das Spiel begann sehr ruhig, nicht auf dem Spielfeld, sondern vielmehr auf den Rängen. Fünf Minuten lang war im Stadion nix zu hören (außer den Fans von Hertha), ein solidarisches Zeichen mit den Hinterbliebenen der in den letzten Wochen und Monaten verstorbenen Fans im Stadion. Weihnachtszeit ist eben auch die Zeit der Stille, des Nachdenkens und der Erinnerung an diejenigen, die ein Teil der RB-Familie waren und im Herzen immer bleiben werden.

Exakt mit Beginn der 5. Minute, als sich der B-Block einstimmen wollte, gehen die Gäste durch Ex-RBL-Stürmer Davie Selke in Führung. Und wieder läuft die Mannschaft einem frühen Rückstand hinterher. Waren unsere Roten Bullen in Wolfsburg nach 13 Minuten im Rückstand, konnten wir diese Zeit im alten Jahr noch einmal toppen. Das Spiel begann natürlich nicht optimal, zumal der Gegner wieder zum munteren Toreschießen eingeladen wurde. Ab jetzt ging es Schlag auf Schlag, als Herthas Abwehrspieler Tournarigha bereits nach sieben Minuten die Rote Karte wegen einer Notbremse an Werner sah.

Auf den Rängen macht sich Hoffnung breit, dass hier noch was gehen kann, und RBL den frühen Rückstand wieder egalisieren kann. Die Ansätze sind da, doch die zwingenden Chancen sind nicht dabei. Wenn man eben Pech hat, dann hat man eben Pech. Leipzig drückt und Hertha erhöht nach gut 30 Minuten auf 2:0. Ein gebrauchter Tag. Leipzig rennt weiter an, will den Fans mit einem Sieg in die kürzeste Winterpause aller Zeiten schicken. Das konnte jeder spüren, aber leider wollte das Runde nicht ins Eckige.

Erste Halbzeit beendet, in der Kabine wird Hasenhüttl bestimmt seine Jungs wieder aufbauen. Es ist schon ernüchternd, wenn man viel Kraft investiert, das Spiel über fast 45 Minuten bestimmt, aber leider die anderen das Tor machen. Das, was am Ende auch zählt. Hoffentlich fällt jetzt nach der Pause sofort der ersehnte Anschlusstreffer, doch es ist wie verhext. Hertha erhöht kurz nach der Pause durch Selke auf 3:0… Ein Déjà-vu aus dem Rückrundenspiel gegen Hamburg im Februar diesen Jahres? Na, hoffentlich wird das heute keine richtige Klatsche. Hertha verwertet nahezu alle Chancen und trifft nach Belieben, während RBL sich mit Klein-Klein und möglichst sauberen Fußball zum Tor kombinieren möchte. Nur Glück, dass Selke nicht nach etwa 62 Minuten den Deckel zumacht und auf 4:0 stellt, als er allein vor Gulasci am Pfosten scheitert.

In der 68. Minute dann werden auch die Offensivbemühungen von RBL belohnt, als Willi Orban nach einer Flanke von Bruma ins Tor köpfen kann. Ein spannendes Spiel schien es jetzt zu werden, vielleicht gelingt hier doch noch der glückliche Ausgleich. Doch nach dem Treffer von Orban, als man glaubte, neuen Mut schöpfen zu können, ergaben sich keine zwingenden Chancen mehr. Für die einzige Aufregung in dieser Phase sorgte auch Selke selbst höchstpersönlich. Nicht mit einem Tor, aber mit seiner Auswechslung. Durch seinen provokanten Jubel beim 1:0 gegenüber der Leipziger Bank und den Fans machte er sich keine Freunde im Sachsenland. Ein gellendes Pfeifkonzert begleitete seine Auswechslung.

Die Schlussphase war nicht von großen Aufregern geprägt. Immer noch dasselbe Bild: Hertha verwaltet, Leipzig drückt auf den nächsten Treffer. In der Nachspielzeit konnte Neu-Nationalspieler Marcel Halstenberg den 2. Treffer beisteuern, der Jubel aber blieb aus. Er verletzte sich beim Tor an der Hand und blieb zunächst am Boden liegen. Gute Besserung, Halste! Auch die letzte Offensivaktion verging leider wirkungslos und es blieb damit bei einer nicht ganz unverdienten Niederlage für unsere Roten Bullen im letzten Pflichtspiel 2017.

Nicht nur im Gästeblock wurde der Dreier gefeiert. Gemeinsam mit unserer Hertha-Fan-Begleitung wird auch in den Heimblöcken gefeiert. Mit einer „Lichtershow“ und einem Einspieler bedankte sich die Mannschaft bei allen RB-Fans für das grandiose Jahr. Daran tat auch die Niederlage gegen Hertha keinen Abbruch. Im Endeffekt muss man anerkennen, dass Effizienz Dominanz geschlagen hat.

Nun stehen uns vier schwere Wochen ohne Fußball bevor, unsere Spieler werden diese Wochen ausgiebig für die Regeneration nutzen, hat doch die erste Hälfte mit Champions-League, DFB-Pokal und Liga viele Körner gekostet. Außerdem sollte der leichte Abwärtstrend ohne Sieg im Dezember gestoppt werden, um oben dranzubleiben. Wenn aus den vorangegangenen Spielen die richtigen Lehren gezogen werden, dann kann man gegen Schalke im ersten Spiel 2018 einen Riesenschritt machen.

Bis dahin liegen nun besinnliche Feiertage vor uns. Wir können auf ein rundum erfolgreiches 2017 blicken, dass wie im Traum für uns verlaufen ist. Im neuen Jahr kann wieder Neues erreicht werden. Auch 2018 wird für uns sehr viele Überraschungen bereithalten, so wenn es im Februar in der Europa League gegen den SSC Neapel geht.

Offenlegung: Dieser Beitrag wurde rückdatiert, um die zeitliche Einordnung zu gewährleisten.