Nach den letzten fünf Bundesligaspielen mit zwei Niederlagen (Frankfurt und Köln), zwei Unentschieden (Dortmund und Stuttgart) und einem Sieg (FC Bayern) ging es nach Hannover. Wenn man den Statistiken glaubt, dann gibt es nur eins: AUSWÄRTSSIEG. Noch spontaner als sonst entschieden wir uns für den Weg nach Hannover. Über soziale Medien bekamen wir Kontakt zu einer Gemeinschaft, die sich regelmäßig selbst ihre Auswärtsfahrten organisiert und hatten somit unsere Plätze im Bus und die Eintrittskarten sicher. 

Samstag, 9:30 Uhr, Hauptbahnhof. Regnerisch und kalt ging es los. Zwischen der A14 und der A2 kam erst einmal ordentlich Schnee vom Himmel. Einige Autos lagen im Straßengraben. Mit einem kleinen Stau kamen wir dann zum Treffpunkt „Rasthof Lehrter See,“ von dort aus ging es mit Polizeibegleitung zur HDI-Arena. Mein letzter Besuch im damaligen Niedersachsenstadion lag fast 30 Jahre zurück. Im November 1989 durften DDR-Bürger kostenlos in das Stadion. Hier hatte ich das erste Mal Bundesligaluft (Hannover 96 damals 2. Liga gegen Rot-Weiss Essen) geschnuppert.

Vor dem Stadion blieb alles sehr friedlich und total entspannt. Auf die Frage vom Einlasspersonal, was auf dem Banner stünde, antwortete ich: „Mateschitz muss weg“. Da haben wir herzlich gelacht, noch ein paar Sätze ausgetauscht, dann ging es weiter zum Block. Im Vorfeld wurden seitens Hannover 96 zahlreiche Spruchbänder verboten. Man wollte strafrechtlich relevante Beleidigungen, welche zu einer Anzeige führen könnten, vorbeugen. Die Fanszene sah dies als Zensur gegenüber der freien Meinungsäußerung im Niedersachsenstadion. Unter anderem wurde das Spruchband „Nein zu RB! Ossis raus aus Liga 1“ verboten. Das gesamte Ordnerpersonal war sehr freundlich und hilfsbereit, was kein Alltag in Auswärtsblöcken ist.

 

Im Stehplatzbereich des Gästeblocks angekommen, war dort eine Choreo vorbereitet, sodass ich dort kein Banner aufhängen konnte. Der Block füllte sich immer mehr, wir schauten uns an und fragten uns: „Wo sollen die ganzen Leute hin?“ Kurz vor Spielbeginn wurde das Tor zum Sitzplatzbereich geöffnet. Diese Chance haben wir genutzt, Banner aufgehangen, Getränke organisiert und das Spiel ging los.

RB spielte wieder mit einer 4er Kette hinten und 2-2-2 vorne. RB ging am Ende knapp und diesmal dank Videoassistent als Sieger vom Platz. Hannover erzielte aus leichter Abseitsstellung das 3:3, eine Vielzahl von 96er-Stinkefingern wurde uns Gästefans gezeigt, bis der Schiedsrichter nach Analyse der Bilder sagte: „NEIN – kein Tor“. Ein Spiel, das man 70 Minuten im Griff hatte, wurde aus der Hand gegeben – man zitterte sich zum Sieg.

Die Stimmung im Gästeblock war sehr gut, von den 96ern kam wenig bis gar nichts rüber. Respekt vor den 96er-Fans, die es mit Hannover-Wechselgesängen versucht haben. Ob die Ursache am Herrn Kind oder RBL für den Stimmungsboykott lag, war uns egal. Wir hatten eine schöne Auswärtsfahrt.

PS – Offenlegung: Um die Beiträge datumsmäßig im Zaum zu halten, wurde der Spielbericht auf den Tag nach dem Spiel rückdatiert